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Die Bahn geht - leider nicht ganz. Nachdem die Deutsche Bahn vor einem Jahr bereits die rechte Flanke des Gößnitzer Bahnhofgebäudes abgerissen hat, ist nun auch der Rest dran. Der Rückbau soll Platz für eine Neugestaltung des Bahnhofes schaffen. Neugestaltete Bahnhöfe zeichnen sich dabei durch ihre Naturbelassenheit aus. Es gibt weder Zeitungsverkäufer noch Wurstbuden, weder Wartehäuser noch Fahrkartenautomaten. Die Romantik eines Bahnhofes, wie es sie im 19 und Anfang des 20. Jahrhunderts gab, vergeht vollständig. Was uns bleibt ist der längste Bahnsteig Deutschlands.
Noch Ende der 90er Jahre war im Bahnhof hingegen ein Reger Personenverkehr. Ich glaube sogar, es gab dazumal noch einen Fahrkartenschalter oder ein Reisebüro. Sowas brauchen wir aber heute nicht mehr. Die Fahrkarte kann sich meine Großmutter schließlich auch im Internet holen oder notfalls mit ihrem Smartphone. Obwohl sie beides nicht hat, wird sie die Bahn weiter nutzen. Irgendwie muss man ja ins benachbarte Schmölln zum Hausarzt kommen.
Insofern kann ich es gar nicht bedauern, dass uns die Bahn in Teilen erhalten bleibt. Für den nächsten Rückbau in 20 Jahren empfehle ich jedoch heute schon, Schienen einzurollen und den Schotter aus der Stadt zu karren. Das verbindet und die Bahn wird dann keiner mehr brauchen.
Gebaut wurde das Bahnhofsgebäude im Jahre 1892. Es ist also 118 Jahre alt. Es hat Hitler, Honecker, Kohl und Schröder überdauert. Doch dem grenzenlosen Drang nach Profit, wie ihn die Deutsche Bahn seit einigen Jahren hegt, hält der Bau nicht stand. Vielleicht ist es so sogar besser. Das schmöllner Bahngebäude wurde nach der Wende aufwändig saniert um dann leer zu stehen. Irgendwie auch kein Abgang für eine alte Lady.
Fotos geschossen mit dem Nikkor 18-105 VR.